VeranstaltungenIngenieur und Gesellschaft

Ingenieur und Gesellschaft

Johann-Dietrich Wörner

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln, Deutschland

Vortrag vom
03 Mai
2012
Foto von Johann-Dietrich Wörner

Vortrag

Thema

Ingenieure konzentrieren sich in ihrer Arbeit vor allem auf die technische Umsetzung von Projekten. Sie setzen ihre Kompetenz zum Realisieren von opti­mierten und vor allem sicheren Konstruktionen ein. Ein Blick auf die Ereignisse seit dem Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen zeigt, dass wir ­uns in Zukunft auch um die Berücksichtigung gesellschaftlicher Belange kümmern müssen, wollen wir nicht als reine Rechenknechte verstanden werden. Der Blick in die Vergangenheit offenbart einen gesellschaftlichen Wan­del in Bezug auf die Erwartung einer öffentlichen Beteiligung, die gerade auch bei ­der Planung und Umsetzung von Verkehrs- und anderen Infrastrukturbauten Bedeutung erlangt. 

Die frühzeitige Beteiligung einer breiteren Öffentlichkeit kann zu einer Veränderung der Planungsgrundlagen und damit gegebenenfalls zu einer Projektmodifikation führen – auf jeden Fall wird aber eine größere Akzeptanz erreicht. Gleich­zeitig darf die Beteiligung der Bürger nicht die Rechts­sicherheit von Geneh­­migungsentscheidungen infrage ­stellen, da der Antragsteller, gleichgültig ob privat oder öffentlich, einen Anspruch auf eine verlässliche Entscheidung haben muss. Um das Ansehen des Ingenieurs als Problemlöser und kompetenter Ansprechpartner auch in Zukunft zu sichern, müssen vor allem die Bauingenieure ihr Selbst­verständnis als reine Techniker modifizieren und sich als Akteure verstehen, die die gesellschaftlichen Verände­rungen antizipieren und mitgestalten.

Johann-Dietrich Wörner

Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner wurde 1954 in Kassel geboren. Seit dem 1. März 2007 ist er Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Nach seinem Studium des Bauingenieurwesens an der Tech­nischen Hochschule Berlin und der Technischen Universität Darmstadt, wo er im Jahr 1985 pro­movierte, arbeitete Wörner bis 1990 im Ingenieurbüro König und Heunisch. 1990 wurde Wörner an die Technische Hochschule Darmstadt berufen und übernahm die Leitung der Prüf- und Versuchsanstalt. Bevor Wörner 1995 zum Präsidenten der Technischen ­Universität Darmstadt gewählt wurde und sie in die Auto­nomie führte, war er technischer Leiter des Instituts ­für Konstruk­tiven Glas­bau und Dekan des Fachbereichs Bau­ingenieurwesen.