Paradigmenwechsel – von der Baustatik zur Baukunst
Stefan Polónyi
Köln
2014
Vortrag
Abstract
Aus Baustoffen wie Holz, Stein und Beton haben die Baumeister früher, nur auf Erfahrung und Intuition gegründet, „stoffgerechte“ Bauwerke erstellt. Die Verwendung von Eisen und Stahl im 19. Jahrhundert führte zur Gründung der Baustatik und damit später zur Bauwissenschaft. Aus dem Gleichgewicht der Kräfte konnte man neue Tragsysteme herleiten und deren Tragfähigkeit quantifizieren. Der Stahl ermöglichte die Anpassung der Tragwerke an die theoretisch hergeleiteten Systeme, andererseits hat die Baustatik eine wesentliche Überschreitung der Grenzen der direkten Erfahrungen ermöglicht. Mit den heutigen, computergestützten Hilfsmitteln mit denen die Quantifizierung beliebiger Objekte möglich geworden ist, können sich die Bauingenieure von vorgegebenen statischen Systemen befreien und Tragwerke in materialgerechter Formensprache entwerfen.
Thema
Alle Entwürfe des profilierten Tragwerksingenieurs Stefan Polónyi verbindet das materialgerechte Konstruieren. Vom Schalendach der Kirche St. Suitbert in Essen über die Stadtbahnhaltestelle Reinoldi in Dortmund und zahlreiche Brückenbauten im Ruhrgebiet bis zur neuen Messe Leipzig – alle diese Tragwerke hat Stefan Polónyi in Zusammenarbeit mit namhaften Architekten entwickelt.
In seinem Vortrag schlug Stefan Polónyi den Bogen von den Baumeistern des 19. Jahrhunderts zum computergestützten Entwerfen der Gegenwart. Mittlerweile befindet sich Polónyis Vorlass im A:AI an der TU Dortmund. Eine Auswahl dieses umfangreichen Materials war in der Ausstellung „Tragende Linien – Tragende Flächen. Konstruktionsprinzipien im Werk von Stefan Polónyi“ im Oskar von Miller Forum zu sehen. Die Ausstellung wurde im Anschluss an den Vortrag eröffnet.
Stefan Polónyi
Stefan Polónyi kommt nach seinem Studium in Budapest, der Gründung seines Büros in Köln Ende der 1950er-Jahre und einer späteren Lehrtätigkeit an der TU Berlin 1971 an die Universität Dortmund. Dort entwickelt er mit dem „Dortmunder Modell“ eine Neuausrichtung der Lehre. Er bringt die Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen zusammen, ohne die Profile beider Disziplinen aufzulösen. Sein Verständnis der Arbeit eines Bauingenieurs fließt in die Ausbildung mit ein: die Wechselwirkung mit der Architektur zu suchen, um Gestalt und Tragwerk zu einer eigenen Ästhetik zu verbinden. Seine Bauten und sein Wirken wurden mit vielen bedeutenden nationalen und internationalen Preisen geehrt. Stefan Polónyi lebt und arbeitet in Köln.
Es ist nicht die Aufgabe des Ingenieurs, dem Architekten klarzumachen, dass es nicht geht, sondern zu zeigen, wie es geht.
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